Kleine Kunstwerke fotografieren: Spinnennetze.
Ich bin immer wieder fasziniert von diesen Kunstwerken. Auch wenn es, zumindest für kleine Lebewesen, sozusagen totbringende Waffen sind: Spinnennetze.
Oft bleibe ich bei Fototouren an diesen filigranen Gebilden hängen, nicht wortwörtlich natürlich, aber die Fotoausbeute spricht für sich.
Hier ein paar Tipps, wie ihr Spinnennetze fotografiert und das Beste aus euren Bildern holt.
Begebt euch auf Augenhöhe.
Dieser Tipp gilt hier genauso, wie so oft in der Fotografie. Da Spinnennetze oft in Wiesen, Feldern oder wie hier bei uns, im Heidekraut zu finden sind, heißt das: auf die Knie. Wer ein drehbares Display hat, ist hier klar im Vorteil. Die anderen müssen es machen wie früher, auf den Boden legen oder ein Netz in Stehhöhe suchen.
Fotografiert von oben.
Jetzt seid ihr verwirrt? Wie so oft, gilt auch hier: eine Regel kann man brechen. Zum Beispiel Netze, die wie Hängematten zwischen den Halmen schweben, haben auch ihren Reiz, wenn sie von oben fotografiert werden. Dann achtet aber darauf, dass der Hintergrund nicht nur aus dreckigem Boden besteht oder spielt mit der Tiefenschärfe. Was schon zum nächsten Punkt führt.
Spielt mit der Tiefenschärfe bzw. Unschärfe.
Wenn alles im Bild gestochen scharf ist, ist das Spinnennetz kaum zu sehen. Stellt also eine große Blende ein und stellt auf das Netz scharf. Ich nutze meistens eine Blende zwischen 4-5,6. Ist sie zu groß, wird, vor allem bei schräg hängenden Netzen, nur ein minimaler Teil scharf. Das kann natürlich auch interessant sein, wenn in diesem Bereich z.B. die Spinne sitzt und der Fokus darauf gelenkt wird.
Wählt den richtigen Standort.
Gut zu sehen sind Spinnennetze nur im Gegenlicht. Aber halt, so ganz stimmt das auch nicht. Die Sonne darf nämlich nicht direkt auf einer Höhe mit Netz und Kamera sein, sonst wird alles überstrahlt. Das Netz muss zwar zwischen euch und der Sonne sein, braucht aber einen dunkleren Hintergrund. Am besten seht ihr das in den Bildern. Ob die Sonne im Bild zu sehen ist oder nicht, bleibt euch überlassen. Probiert es einfach aus.
Wie ihr in den Bildern seht, können Sonne und Spinnennetz auch etwas versetzt sein. Vertraut einfach euren Augen und dem Sucher oder Display. Wenn ihr das Netz seht, wird es auch auf dem Foto zu sehen sein.
Macht eine Serie.
Das machen die meisten Fotografen automatisch. Fotografiert das Spinnennetz aus verschiedenen Winkeln und mit unterschiedlichen Bildausschnitten. Variiert auch die Blende, mal größer mal kleiner. Nehmt die Sonne mit ins Bild oder lasst sie ganz raus. Aus den Aufnahmen könnt ihr zu Hause die schönste raussuchen oder auch mehrere Variationen von einem Netz verwenden.
Geht morgens auf Tour.
Die schönsten Netz habe ich bisher im Sonnenaufgang fotografiert. Die tiefstehende Sonne bringt ein Spinnennetz schön zur Geltung. Und der Morgentau tut sein Übriges dazu.
Tipp zur Nachbearbeitung.
Nachdem ihr Farbe, Ausschnitt, Schärfe usw. angepasst habt, könnt ihr dem Netz noch etwas mehr Gewicht geben. Nutzt dazu den Filter „Helle Bereiche vergrößern“. In Photoshop findet ihr den unter -> Filter -> Sonstige Filter. Stellt dort einen Radius von 0,2-0,3 ein und wählt „Erhalten: Rundheit“. Die hellen Linien des Spinnennetzes sind jetzt im Bild etwas deutlicher zu sehen. Das ist nur eine minimale Änderung, aber wirkungsvoll.
Achtung: Wenn ihr den Wert zu hoch einstellt, wird das Netz unscharf und die einzelnen Fäden laufen ineinander.
Spinnennetze mit dem Smartphone fotografieren.
Klar das geht, aber… es gibt einige Hindernisse.
- Mit den derzeit verbauten Kameras kann die Unschärfe im Hintergrund nur schwer beeinflusst werden. Einige Modelle können bei Nachaufnahmen den Hintergrund unscharf machen. Viele aber nicht. Nicht nur die Technik ist hier ein Problem, auch waren Smartphone-Linsen ursprünglich dafür ausgelegt, möglichst viel Schärfe ins Bild zu bringen. Was ja für viele Fotos auch ok ist.
- Der Autofokus möchte oft nicht auf das Netz scharfstellen. Genauer gesagt, die Strukturen der Spinnfäden sind zu fein, und sie werden vom Autofokus nicht erkannt. Also wird auf den Hintergrund scharf gestellt.
- Behelfen könnt ihr euch eventuell mit dem Modus „Essen“. In diesem Modus könnt ihr einen Bereich festlegen, der scharf gezeigt wird und alles drumherum wird unscharf gemacht. Allerdings ist dann der Bereich direkt hinter dem Spinnennetz immer noch scharf und dadurch sehr unruhig.
- Manchmal überrascht mich jedoch auch mein Smartphone und es macht was ich möchte. Es erkennt das Netz, stellt darauf scharf und macht sogar den Hintergrund etwas unscharf. Das hängt jedoch sehr von den Lichtverhältnissen und – gefühlt – von der Tagesform ab. Ich habe jedoch bemerkt, dass es mit neuerer Technik und Software immer besser wird. Der KI sei Dank 😉.
Noch mehr Interessantes und Kurioses über Spinnen und ihre Netze gibt’s auf meiner Facebook-Seite:
Und hier findet ihr noch einige Infos zur Mehlinger Heide. Viele der Spinnennetz-Fotos sind dort entstanden.