Ich will auch so einen schönen Sonnenstern.

Patricia/ Februar 22, 2022/ Technik, Tipps & Tricks/ 1Kommentare

Määäääh! Und schon kommt der Klugscheißer um die Ecke und sagt: “Das ist kein Sonnenstern, das ist ein Blendenstern.“ Wieso der landläufige Ausdruck Sonnenstern falsch ist und wie ihr Blendensterne fotografiert und die Sternchen auf eure Fotos bekommt erkläre ich hier.

Wieso denn nun Blendenstern und nicht Sonnenstern?

Ganz einfach gesagt, nicht die Sonne macht die Sternchen sondern die Blende in der Kamera. Und das nicht nur aus Sonnenlicht, sondern aus jeglicher Lichtquelle, die relativ punktförmig direkt in die Kamera strahlt z.B. Straßenlampen, Weihnachtsdekoration o.ä. Gut seht ihr das auf Nachtaufnahmen. Keine Sonne aber trotzdem Sonnensterne um die künstliche Beleuchtung. Auch wenn der Begriff Sonnensterne eigentlich falsch ist, hat er sich durchgesetzt. Wieso auch nicht? Hört sich auch schöner an als das eher technische Wort Blendenstern.

viele kleine Blendensterne - Gartenschau KL
viele kleine Blendensterne – Gartenschau KL

Eine Frage der Technik

Eine Kamerablende besteht aus beweglichen Lamellen. Je nach Blendenöffnung schieben sich diese übereinander und vergrößern oder verkleinern die Öffnung.

verschiedene Blenden
verschiedene Blenden

Bei weit geöffneter Blende wird eine große Öffnung zum Sensor erzeugt. Bei stark geschlossener Blende ist die Öffnung sehr klein. Und genau hier entsteht der Stern. Das einfallende Licht der Lichtquelle bricht sich an den Berührungspunkten der Lamellen, und wird dann auf den Sensor geworfen. Und siehe da: A new star is born!
Eine Einschränkung gibt es jedoch. Der Effekt entsteht nur mit Blenden mit Lamellen. Bei kreisrunden Blenden fehlen die kleinen Ecken, an denen das Licht gebrochen wird.

Je kleiner die Blende – desto besser der Stern?

Man könnte jetzt meinen, je weiter die Blende geschlossen wird, desto perfekter wird der Effekt. Grundsätzlich ist diese Überlegung richtig. Aber auch hier ist wieder der berühmte Haken im Spiel. Für das Sternchen stimmt diese Aussage. Allerdings besteht bei zu kleiner Blende die Gefahr der Beugungsunschärfe. Dann hast du zwar einen perfekten Stern, aber das Bild wirkt unscharf.

Und in der Praxis?

Da hilft nur ausprobieren. Nehmt euch ein bisschen Zeit, wartet auf den Abend, packt das Stativ ein und sucht euch eine ruhige Ecke in der Stadt mit vielen direkten Lichtquellen. Zum Beispiel eine lange Straße oder einen Platz mit Laternen.

  1. Reinigt das Objektiv ganz penibel. Jedes kleine Staubkörnchen kann Flecken machen oder riesig erscheinen. Und im Blendenstern ist der Fleck nicht mal schnell weggestempelt.
  2. Stellt die Kamera auf ISO 100 ein und schaltet in den AV-Modus (Zeitautomatik). So wird die Belichtungszeit automatisch angepasst.
  3. Das erste Bild macht ihr mit der am weitest geöffneten Blende, meist f/2.8 oder f/4.
  4. Schließt die Blende bei jedem weiteren Foto um je eine Stufe z.B. f/5.6, f/8, f/11, f/14, bis ihr bei der kleinsten Blende angelangt seid.
  5. Dann könnt ihr noch verschiedene Belichtungszeiten ausprobieren. Lasst den Belichtungsmesser verschieden helle Stellen messen und macht jeweils ein Foto. Nehmt erst die hellste Stelle, und arbeitet euch in Schritten bis zur dunkelsten Stelle.
  6. Auf dem Display oder noch besser zuhause am PC könnt ihr euch dann die Unterschiede der einzelnen Sonnensterne anschauen.
  7. Beim nächsten Mal habt ihr schon ein bisschen Ahnung, was der für euch optimale Wert ist. Und dann heißt es, weiter ausprobieren.
    Tipp: Der Blendenstern sieht bei jedem Objektiv anders aus. Es gibt also viel zu fotografieren.

Praxistipp Sonnenstern.

Wenn ihr dann wirklich mal einen Sonnenstern fotografieren wollt, also einen Stern um die Sonne, hier noch ein Tipp.

Am besten die Sonne nicht direkt fotografieren. Durch die relativ große Fläche ergibt das einen eher klatschigen Stern und teilweise unschöne Blendenflecke. Feiner wird das Ganze, wenn die Sonne nur teilweise im Bild ist. Lasst sie durch Blätter durchscheinen oder hinter einem Felsen hervorschauen. Damit könnt ihr wieder spielen. Je nachdem, wie viel zu sehen ist werden die Sonnensterne kleiner und feiner oder größer und dominanter.
Denkt dran, Es gibt kein Richtig oder Falsch. Es kommt immer drauf an.

Und was ist mit dem Smartphone?

Vergesst es, mit dem Smartphone geht das nicht. Zumindest nicht auf dem technisch beschriebenen Weg.

Die Objektive in Smartphones verfügen nicht über Blendenlamellen wie die Objektive für „richtige“ Kameras. Also gibt es keine Lichtbrechung und dementsprechend auch keinen Stern. Über verschiedene Programme oder Filter könnt ihr aber auch hier Sonnensterne einfügen. Die Diskussion, ob das „echt“ oder „fake“ ist, will ich hier gar nicht führen. Auch hier kommt’s auf den Geschmack an.

Smartphone - ohne SonnensternDigital eingefügter Blendeneffekt
Sonnenreflexion mittels Smartphone-App

Fazit:

  • Blendensterne werden nur um punktförmige, kontrastreiche Lichtquellen erzeugt.
  • Je weiter ihr die Blende schließt, desto stärker ist die Beugung des Lichts und desto deutlicher sind die Strahlen zu sehen. Praxistipp: Meine Sonnensterne entstehen meistens bei Blende f/14.
  • Achtung: bei zu kleiner Blende ist Beugungsunschärfe möglich.
  • Verschiedene Objektiv ergeben unterschiedliche Sterne.
  • Auch hier gilt: Testen, testen, testen.

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